Ulrich Weiner

Fragen zu Funklöchern

Land unter im Funkloch

Kaum war die erste Frostperiode überstanden, kam die nächste Herausforderung: Schneeschmelze und Dauerregen ließen das Wasser nur so den Hang herabfließen, sodass ein neu entstandener Bach fast zur Tür hinein in den Wohnwagen geflossen wäre. Dieser stand wegen der am alten Standort neu aufgetretenen Tetra-Strahlung in einem noch engeren, noch dunkleren und noch feuchteren Tal, und nur über Bretter ließ er sich halbwegs trockenen Fußes betreten. Robustes Schuhwerk war dennoch nötig, da überall um den Wohnwagen herum nur noch Matsch war. Weil auch der Hang abzurutschen drohte, war ein schnelles Eingreifen erforderlich: Der Wohnwagen musste raus! Zunächst musste innen alles gesichert werden, dann wurde es richtig spannend: Würden wir es schaffen, den Wohnwagen um Bäume und Steine herum durch den tiefen Matsch auf die Straße zu bekommen? Zunächst konnte er mit der Fernbedienung ein Stück gedreht und gefWohnwagen im Schlammahren werden, aber dann hing er fest. Mit Ziehen und Schieben bewegten wir ihn zu zweit so, dass er von der Fernbedienung weiter gesteuert werden konnte. Inzwischen hatte es wieder angefangen heftig zu regnen. Dann musste noch das Auto gedreht werden: 300 m im Rückwärtsgang um zahlreiche Hindernisse bis zur Straße, im Rückwärtsgang alles wieder hoch. Kleinere Schäden am Auto ließen sich dabei nicht vermeiden. Mit großen Kraftanstrengungen konnte der Wohnwagen schließlich angekoppelt werden. Der Weg bis zur Straße ging dann besser als erwartet. Dennoch waren wir froh, als der Wohnwagen an einem sichereren Standort angekommen war und wir endlich die völlig durchweichte Kleidung wechseln konnten.

Leben im Funkloch: Ein Besucher berichtet

Im Oktober 2010 habe ich Uli zum ersten mal „daheim“ besucht, als ich eine Ferienwohnung in der Nähe angemietet hatte. Das Wetter war bombig, wir waren viel draußen, haben Holz gehackt und einige Dinge erledigt, die anstanden. In Urlaubsstimmung und bei Sonnenschein wirkte das Leben im Wald ganz beschaulich.

Als Uli mich im November anruft, ob ich Zeit hätte, ihn von Bayern in den Schwarzwald zu begleiten, um wieder ein paar Tage dort zu bleiben, sage ich zu. Wir kommen gegen 3.00 Uhr morgens bei seinem Wohnwagen an. Die Batterie hat nicht genug Spannung gehabt und ist ausgegangen, so dass auch die Heizung nicht funktioniert. Die Temperatur beträgt 5 Grad; wir können den Atem sehen. Als erstes müssen wir mein Auto laufen lassen, um mit der Autobatterie die Wohnwagenbatterie wieder in Form zu bringen. Als wir mein Bett machen wollen, sehen wir die nächste ungute Überraschung: Müslinester! Der nähere Blick zeigt eine Menge Mäuseköttel, jede Menge angenagter Lebensmittelpackungen und erstaunlich viel Milchreis in Ulis Wäsche. Die Mäuse haben 2/3 einer Milchreispackung als einzelne Körner umgezogen. Als ich mich zum Schlafen hinlege, habe ich Füße wie Eisklötze.

Weitere böse Überraschung: Der Wohnwagen steht nicht mehr funkfrei, wir haben beide Beschwerden, das Messgerät zeigt Signale mit der TETRA-Frequenz. Wir ziehen 2 km weiter in eine eher düstere Schlucht, es ist ziemlich schwer, den Wohnwagen dort halbwegs gerade zu stellen. Bei Novembertemperaturen ist es mühsam, Wasser bei der nächsten Quelle zu holen, und den Tank aufzufüllen. Die Solarzellen, die im Oktober noch gut ausgereicht haben, sind im Winter für die Stromgewinnung ungeeignet, da die Sonne nicht mehr in die Täler kommt. Uli hat für den Bach, neben dem der Wohnwagen jetzt steht, keine passende Wasserturbine, und ich hole bei der Tankstelle Treibstoff für ein Stromaggregat.

Rund um den Wohnwagen ist alles schlammig, und ich bin heilfroh, dass ich als Ponybesitzer Gummistiefel im Auto habe. Ständig ist man dran, den immer in den Wohnwagen hereingetragenen Dreck wieder hinaus zu schaffen. Als Uli dann aber seine Gummistiefel draußen stehen lässt, regnet es prompt hinein.

Dass jeder Liter Duschwasser im Kanister angeschleppt werden muss, lässt einen sparsam duschen. Auch das Propangas wird von Freunden gebracht und wir heizen entsprechend vorausschauend und sparsam.

Nix Idylle. Höchste Zeit, dass wir in Deutschland einen Minderheitenschutz bekommen und wieder wie normale Menschen leben können.

Der Winter ist da

Nun ist es soweit und der Winter zeigt sich mit all seiner weißen Pracht und den
damit verbundenen Schwierigkeiten. Damit das nicht ganz so theoretisch klingt, hier ein paar Fotos, um sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen, was es bedeutet, mit dem Wohnwagen mitten im Wald in einem der letzten Funklöcher  zu leben.

Funklochtourismus nur eine Idee aus Süddeutschland?

Liebe Freunde und Mitstreiter,

während unter dem Jahr vor allem Firmen für Schulungen Tagungshäuser ohne Handyempfang suchen, oder Schulen nach Jugendherbergen/Schullandheimen fragen, in denen sich die Schüler von den Anrufen der Eltern/Freunde und sonstigem „Kommunikationsstress“ erholen können, steigen gerade jetzt zur bevorstehenden Urlaubszeit die Anfragen von Familien, die Ferien in einem Funkloch machen möchten. Dabei werde ich auch immer wieder nach Zielen im Ausland gefragt. Dass diese Art von „sanftem Tourismus“ eine Marktlücke ist, weiß man nicht erst seit Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) mit den Worten: „Machen Sie doch mal Urlaub im Funkloch“ darauf hinwies, dass sein Bundesland auch über funkfreie Regionen verfügt. Mittlerweile gibt es sogar Reiseveranstalter, die sich des Themas angenommen haben und über entsprechende Objekte weltweit verfügen. Dazu empfehle ich den Spiegel Artikel: Erholung vom Netz; Urlaub im Funkloch.

Wer sich mit dem flachen Land Brandenburgs nicht anfreunden kann, für den bleiben die Funkloch-Klassiker in den Alpen und den Mittelgebirgen. Auch die Schweiz ist dabei erste Funklöcher für Elektrosensible einzurichten.

Wem eine größere Tour in Richtung Osten eher zusagt, kann sich die Funklöcher in der Ukraine, den Kaparten und Teilen Russlands anschauen. Aber auch die Staaten des ehemaligen Jugoslawien haben einiges zu bieten.

Wer aber bei dieser Hitze lieber in den Norden reist, für den sind die Weiten Nord-Schwedens, Islands und dem nördlichen Russland vielleicht interessant. Eine ungefähre Karte gibt es unter: https://ul-we.de/frage-gibt-es-eine-europakarte-mit-funklochern/. Allerdings ist davon auszugehen, dass all diese Regionen nur dünn besiedelt sind. Von dem her ist ein Wohnmobil/Wohnwagen mit entsprechender Ausstattung zu empfehlen. Über die politischen Verhältnisse und die entsprechenden Visabestimmungen gibt es Informationen beim Auswärtigen Amt in Berlin.

Allerdings wem das alles zu weit weg ist, der wird wohl noch etwas warten müssen, bis Funklöcher als anerkannte Zone für Elektrosensible in Deutschland geschützt sind. Wer aber nicht warten will, bis die deutsche Politik so weit ist und wie in Schweden Elektrosensibilität als Behinderung anerkennt, dem empfehle ich, sich dem Aktionsbündnis für Strahlungsfreie Lebensräume e.V. anzuschließen und/oder als Fördermitglied beizutreten. Im Moment sind einige sehr interessante Projekte in der Vorbereitung und jeder Helfer und jeder Euro wird gebraucht.

Viele Grüße

Euer

Uli Weiner

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